Loui, der Podenco

Das ist die Geschichte von Loui. 
Loui hat mich ausgesucht. Loui hat mein Leben für einen Monat auf den Kopf gestellt. Er hat Freundschaften getestet, beendet und gestärkt. Loui hat mir meine Grenzen aufgezeigt und sie neu definiert. Loui hat mein Herz gestohlen und gebrochen. Loui hat mir die Realität von spanischen Straßenhunden aufgezeigt. Loui hat eine Spur hinterlassen – in meinem Herzen. 

Während ich Anfang November mit einem Freund am Strand mit unseren Hunden spielte, lief gefühlt aus dem Nichts ein bildschöner Podenco auf uns zu und forderte unsere Hunde zum Spielen auf.

Er entschied, dass er nun erstmal zu mir und meiner Chaosgang gehörte. Er schlief vor meiner Tür, begleitete uns auf Spaziergänge und wurde schnell ein Teil unserer kleinen Reisegruppe. Ob wir wollten oder nicht 😉

Wir tauften den jungen Rüden Loui Gonzalez – kurz Loui. 

Trotz seiner anfänglichen Scheu gegenüber uns gewann ich sein Vertrauen schnell – am dritten Tag ließ er mich sogar seinen Bauch kraulen. Ein Moment, der mich zu Tränen rührte und mir zeigte, wie tief das Vertrauen eines Hundes gehen kann, wenn er Liebe geschenkt bekommt. Der Gedanke, der mir sofort in den Kopf kam: „Wir verdienen Hunde einfach nicht.“ Wer weiß, was dieser Hund schon durchgemacht hat und wie besonders ist es, dass ich nun sein Vertrauen bekomme? Noch heute kommen mir beim Schreiben über diesen Moment Tränen. 

Mir war schnell bewusst, dass ich handeln muss. Ich begann, Organisationen zu suchen, die Loui aufnehmen und vermitteln könnten. Doch das gestaltete sich um einiges schwerer als ich angenommen hatte.

Die Realität für Podencos in Spanien ist herzzerreißend. Am Ende jeder Jagdsaison werden bis zu 80.000 dieser Hunde ausgesetzt oder getötet, oft unter zwei Jahren alt. Sie leben in extremen Bedingungen, an Ketten oder in überfüllten Schuppen, und erhalten kaum Futter oder Wasser. Verletzungen bleiben unbehandelt. Die Tötungsmethoden am Saisonende sind grausam: Hunde werden lebendig in Schluchten geworfen, ertränkt oder zu Tode gehungert. Diese Praktiken offenbaren das erschreckende Schicksal dieser Hunde, das weit entfernt ist von der Liebe und Hingabe, die sie bieten.

Nach wenigen Tagen kam ein sehr schwierige Moment für ich: Gemeinsam mit Tommy entschied ich den Platz zu wechseln – ohne Loui. Eine Entscheidung, die schwer zu verstehen sein mag.

Warum tat ich das also? 

Loui war jung und gesund, in einem guten Zustand und an einem sicheren Ort an der Küste. Ihn zu behalten, war für mich ausgeschlossen. (Doch auch wenn ich mir dessen sehr sicher war, kam dieser Gedanke in den folgenden Wochen immer wieder an die Oberfläche.)  Ich hätte so weder meinen zwei Hunden noch ihm gerecht werden können.

Ein klassisches Tierheim, wie das in dem Ylvie die ersten Lebensmonate verbracht hat, war keine Option. Monatelang in einem Zwinger eingesperrt zu sein mit keinem Auslauf und wenig Aussicht auf ein Zuhause? Da wäre das Leben an der Küste mit vielen Touristen ein Besseres und Chancenreicheres für ihn.  

Wieso haben wir nicht noch ein wenig gewartet?

Was wäre, wenn wir keine Organisation fänden und er sich an uns gewöhnt hätte? Es wäre für ihn noch härter geworden, wieder allein auf der Straße zu sein und auf sich selbst gestellt zu sein. 

So zogen wir schweren Herzens weiter, ließen ihm viel Futter zurück und planten, bald nach ihm zu sehen. Ich war am Boden zerstört, weinte bitterlich, als ich wegfuhr. 

Aber schon am nächsten Tag kam die Wende: Ich bekam einen Rückruf der Podenco Rescue Association, und ihre Inhaberin erklärte sich bereit, zu helfen. Sie konnte ihn zwar selbst nicht aufnehmen aber wollte mich unterstützen eine passende Organisation oder auch Pflegestelle für ihn zu finden. Sie erklärte mir auch direkt, dass sie mir jedoch nicht helfen würde ihn in ein Tierheim zu bringen, da es ihm auf der Straße besser gehen würde. Als sie das sagte fiel eine Last von mir ab, da sie meine Entscheidung nochmals bestätigte. Um eine Organisation für ihn zu finden, brauchte sie jedoch dringend die Info, ob Loui gechippt ist. 

Ich organisierte bei Ylvie´s Tierheim ein Chiplesegerät und fuhr noch am selben Tag zu dem Ort zurück, an dem wir das Futter für Loui zurückgelassen hatte.

Mit großer Angst – was, wenn er nicht mehr da wäre?

In diesem emotionalen Wirrwarr wurde mir bewusst: "Man kann nicht alle retten." Aber für jeden Loui, den wir auf unserem Weg treffen, können wir einen Unterschied machen.

Ich kam an – und er war nicht da. Mein Herz rutschte mir in die Hose – ich spazierte mit meinen Hunden 2 Stunden an der Küste entlang und rief immer wieder nach ihm. Entmutigt kehrte ich zu meinem Van zurück. Und siehe da – Loui wartete auf uns. Mir fiel ein Stein von Herzen.

Direkt habe ich geprüft, ob er gechippt war – und glücklicherweise war er es nicht, denn nur so konnten ihm Organisationen helfen.

Doch die Suche nach einem Platz für ihn wurde zu einer emotionalen Achterbahnfahrt, denn meine Unterstützerin und ich bekamen nur Absagen.

„…wir hatten erst gestern wieder eine Rettungsaktion in unserer Region und mussten Hunde zurücklassen. „

Ich fühlte mich machtlos und fast hoffnungslos, als Antwort um Antwort von Organisationen kamen, die keinen Platz hatten. 

Doch nach 3 Tagen kontaktiere mich meine Supporterin mit einer guten Nachricht: Eine Pflegestelle, drei Stunden entfernt, war bereit, Loui aufzunehmen. Ich war überglücklich. 

Zwei Tage später sollte ich Loui dort hinbringen. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Tommy traf an dem Tag der Fahrt eine deutsche Campern, die sich sofort in Loui verliebte. 

Schicksal?!

Mehr dazu in Kürze im nächsten Beitrag.

1 Kommentar zu „Loui, der Podenco“

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