Zwischen entdecken und ruhen. Fahren und stehen. Stadt und Natur. Inland und Küste. In Gesellschaft und alleine. Gut gelaunt und niedergeschlagen.
So langsam komme ich an im Vanlife. Manch einer wird sich nun denken: „Was heißt, sie kommt jetzt im Vanlife an?“ Immerhin lebe ich schon über ein Jahr Vollzeit im Van und bin in in diesem Jahr Zehntausende von Kilometern gefahren und das durch 12 Länder.
Was bedeutet für mich nun also „Ich komme so langsam an im Vanlife.“?
Das erste Jahr war geprägt davon zu heilen. Meine Mama ist letztes Jahr gestorben und ihr Tod und die folgende Depression gab mir den letzten Ruck ins Vanlife zu starten. Die Wohnung aufgegeben, mein Hab & Gut in meinen VW T5 gepackt und los ging die Reise mit meinem Hund Chico. Ich wusste, dass es Richtung Spanien gehen soll – mehr wusste ich noch nicht. Das hat sich zumindest nicht geändert. Denn planlos bin ich immer noch. Auf der Fahrt durch Italien und Frankreich traute ich mich kaum freizustehen – also nicht auf einem Campingplatz oder Stellplatz zu übernachten. Mein erstes Mal hatte ich dann an meinem ersten Stopp in Spanien: direkt an einem Strand zwischen Empuriabrava und Roses.
Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich spürte, wie sich Freiheit für mich anfühlt. Dort lernte ich sehr schnell jemanden kennen, der mich das nächste Jahr über begleiten würde: Tommy und sein Hund Ciapus. Wir waren von Beginn an unzertrennlich – auch wenn wir uns immer wieder in die Haare bekamen und trennten. Da wir ab unserem Kennenlernen nur noch zu zweit unterwegs waren, mussten natürlich auch die Entscheidungen abgestimmt werden. Ich war eine Entdeckerin. Tommy war eher der Gemütliche, der gerne länger an Plätzen verweilte. Ich wollte kleine Städte besuchen. Tommy nur in der Natur stehen. Viel Verhandlungsspielraum gab es nicht und so passte ich meine Reise seinen Vorstellungen
Fast forward. Im Mai war es geplant nach Griechenland zu fahren und dort einige Monate zu verbringen. Relativ schnell und direkt durchkreuzte ich Kroatien, Montenegro und Albanien, um endlich wieder ein Gyros mit Tzatziki zu essen. Griechenland fühlte sich für mich direkt nach Heimat an. Nach Ankommen. Schon seit meinem ersten Praktikum auf Kreta vor 10 Jahren spürte ich eine tiefe Verbundenheit zu dem Land und vor allem den Griechen selbst.
Nicht umsonst habe ich früher gesagt: „Wenn ich mal alt bin, lebe ich auf Kreta.“ ( Weiß nicht mehr warum ich dafür alt werden musste). Auch ein Satz aus meinem Mund: „Ich heirate mal einen Griechen.“.
Doch schon nach kurzer Zeit wurde ich unruhig. Griechenland bereitete sich auf die Hauptsaison vor, es wurde wärmer und die Strände voller. Das Wohlbefinden meiner Hunde immer im Vordergrund, entscheid ich mich dafür zurück nach Albanien zu fahren und dieses Land zu erkunden.
Das war ein Auf & Ab der Gefühle – an einem Tag konnte ich alle Emotionen von Wut, Trauer, Enttäuschung, Dankbarkeit und absoluten Glück durchmachen. Doch auch hier kam ich nicht zur Ruhe: die wilden Hunde machten es mir und meinen zwei Begleitern ordentlich zu schaffen. Die kleine Ylvie musste mehrere schlechte Erfahrungen machen und so entschied ich mich dazu wieder zurück nach Kroatien zu fahren. Die Ruhelosigkeit verfolgte mich jedoch – und das noch für mehrere Monate.
Zwei sehr prominente Gefühle sind für mich Ruhelosigkeit und das Gefühl des „Verloren-Seins.“
In der Schweiz kam das erste Mal ein Gefühl von „so habe ich mir das vorgestellt“ vor – doch so richtig angekommen und glücklich war ich immer noch nicht. Ich hatte die große Hoffnung, dass sich das im Winter in Spanien und Portugal ändern würde.
Für diese Wintersaison forderte ich mich auch selbst heraus: ich musste so gut wie an jedem neuen Platz und Tag mit Menschen reden und aktiv auf sie zugehen. Damit habe ich nämlich meine Schwierigkeiten. Doch tatsächlich funktioniert es sehr gut und ich konnte schon eine gute Bekanntschaft schließen, die es auch auf meine Polaroid-Wand schaffte und mehrere Kontakte schließen, die mir Tipps für Stellplätze gaben.
Und nun sitze ich hier an diesem wundervollen Ort und schreibe endlich. Weil ich mich angekommen fühle. Weil ich endlich das Vanlife lebe, das ich mir vorgestellt habe.
Zwischen entdecken und ruhen. Fahren und stehen. Stadt und Natur. Inland und Küste. In Gesellschaft und alleine. Gut gelaunt und niedergeschlagen.
Die Ruhelosigkeit hat nun mal Pause. Die Planlosigkeit bleibt und ist in bester Gesellschaft mit der anhaltenden Dankbarkeit.
sehr lieb geschrieben
freue mich auf weitere Geschichten, alles Gute