Loui eroberte jedes Herz im Sturm. Sein Schicksal berührte jeden, den er traf. Doch nicht jeder, der sich in ihn verliebte, war auch bereit ihn weiter auf seiner Reise zu begleiten. Es gab aber auch wunderbare Menschen, die mit Taten, Geld, Worten und vor allem ihrer Anwesenheit unterstützten.
Ich mach es kurz: Nein, mit dieser Interessentin gab es definitiv kein Happy End. Sie meinte zwar, dass sie sich in ihn verliebt habe, doch sehr schnell merkte ich, dass diese Liebe sehr starke Grenzen hatte.
Ich fasse die Geschehnisse der Tage nach dem Kennenlernen der Interessentin so kurz als möglich (war gar nicht so einfach) zusammen und ordne sie dem jeweiligen Tag zu.
Samstag:
Die Interessentin war schockverliebt in Loui und teilte mir mit, dass sie ihm ein neues Zuhause schenken möchte. Ich bat sie zumindest eine Nacht bei uns zu bleiben, so dass Loui sich langsam an sie gewöhnen konnte und ich sie auch noch ein bisschen besser kennenlernen konnte bevor ich ihr Loui anvertraute. Nach einem gemeinsamen Spaziergang wollte sie nur schnell ihren Van holen, sich mit ihrer Freundin absprechen, die in einem zweiten Van mit Hund und Katze reiste, um dann neben uns zu parken.
Doch was folgte waren 4 Stunden voller anstrengender Gespräche, Ausreden und Lügen.
Knapp 2 Stunden nach dem Spaziergang, in denen ich mich schon wunderte, wo sie geblieben war, rief sie mich an und forderte von mir, dass ich ihr Loui noch an diesem Tag mitgeben würde, da ihre Freundin dringend weiterfahren wollen würde. Anderenfalls könne sie ihn nicht nehmen.
Ich bat sie mir 5 Minuten zu geben, da ich das erst mit den anderen absprechen müsse. Die anderen waren meine lieben Freunde Tina und Dennis, sowie Tommy. Wir diskutierten wild, weil Tommy dafür war ihn ihr mitzugeben und die anderen zwei mir zustimmten ihn ihr nicht mitzugeben, da ein Tag mit Sicherheit nicht zu viel verlangt war hier zu bleiben. Ich rief sie also zurück und teilte ihr mit, dass ich der Forderung leider nicht zustimmen könne, worauf Sätze wie „Du hättest ihn ja heute sowieso abgegeben.„, fielen.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wehrte sich alles in mir ihr den Hund zu übergeben. Loui war zu diesem Zeitpunkt in meiner Obhut und ich war mir dieser Verantwortung bewusst. Ich hatte besonders eine Sorge, die mir Bauchweh bereitete:
Die Partnerin hatte eine Katze und wir wussten nicht, wie Loui auf Katzen reagieren würde – besonders in Anbetracht seines stark ausgeprägten Jagdtriebs. Was, wenn ich ihn ihr mitgeben würde, es mit der Katze nicht klappt und sie ihn aussetzen würde? Ich hatte kein besonders großes Vertrauen in ihre Worte, wenn es schon zu viel Aufwand war eine Nacht bei uns zu verbringen.
„Ich stehe zwischen zwei Stühlen. Meine Freundin will weiter und du willst mir Loui heute nicht mitgeben. Da muss ich mich quasi zwischen meiner Freundin und Loui entscheiden.“
Ich will den Rest des Tages abkürzen: Wir drehten uns im Kreis. Nach mehreren Telefonaten und insgesamt 5 Stunden später sagte ich ihr, dass ich ihr Loui nicht mit einem guten Gefühl geben könne.
Darauf folgte ein abrupter Abbruch des Gesprächs und eine sehr emotionale und ungute Sprachnachricht.
Sonntag
Loui verbrachte die Nacht bei meinen Freunden im Van und den Sonntag verbrachten wir einen wunderschönen Tag: Wir wanderten zu einem entfernten Strand und genossen dort die Zeit mit den Hunden. Loui war so richtig angekommen und spielte ausgelassen mit den Hunden und kuschelte sich im Sand an mich und Chico ran. Ein Moment, der mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.
Ich informierte die Hundepension darüber, dass wir ihn am Montag bis 13:00 Uhr bringen würden, da aus der Interessentin leider nichts geworden ist.
Am Abend saß ich noch lange mit Tommy zusammen und es fiel uns beiden nur sehr schwer Loui am nächsten Tag in die Pflegestelle zu bringen. Wir wogen die Alternativen ab aber ich wusste, dass es realistisch gesehen die einzige richtige Möglichkeit war – auch wenn es mir sehr schwer fallen würde von ihm Abschied zu nehmen.
Traurig ging ich zu Bett und gegen 22:00 Uhr bekam ich einen Anruf der Interessentin. Kurz danach Nachrichten, in denen sich mich versuchte zu überzeugen ihr Loui doch noch zu übergeben. Ich bat sie mich nicht mehr zu kontaktieren.
Montag
Am nächsten Morgen stand die Fahrt nach Alicante und der Abschied von Loui bevor. Beim morgendlichen Spaziergang erzählte ich Tommy und Dennis von der Kontaktaufnahme der Interessentin. Tommy freute sich darüber und wollte unbedingt, dass ich ihr eine zweite Chance gebe und war alles andere als begeistert als ich ihm erzählte, dass ihr diese abgeschlagen habe.
Die Interessentin bewies gutes Timing und kontaktiere mich kurz danach wieder. In ihren Worten: „Damit möchte ich dir beweisen, dass ich es wirklich ernst meine. Auch wenn du mich gebeten hast dich nicht mehr zu kontaktieren.„
In dem Moment war mir alles zu viel. Tommy redete von der einen Seite auf mich ein. Dennis und Tina hatten eine andere Meinung dazu (meine Meinung). Die Interessentin übte Druck aus. Und die Uhr tickte.
Ich war so überfordert. Das Einzige, das ich wusste war, dass ich das Beste Zuhause für Loui wollte. Da ich einen Kompromiss mit Tommy eingehen wollte, rief ich bei einem Spaziergang die Interessentin zurück und hörte ihr zu, wie sie mir neue Lügen auftischte:
Sie hätte sich von ihrer Freundin getrennt, die ja gar nie ihre Freundin war. Sie wäre nur eine Reisebegleiterin, die sie ja erst seit wenigen Tagen kennen würde. Somit wäre die Situation mit der Katze also kein Problem und sie würde auch eine Nacht bei uns bleiben, um mir das zu beweisen.
Ich war sehr ehrlich und teilte ihr meine Bedenken mit. Ich teilte mit ihr, dass ich nicht das Gefühl habe, dass ich diese Entscheidung treffen könne und schlug vor, dass ich Loui in die Pflegestelle bringen würde und dann den Kontakt zu der Organisation herstellen würde, so dass sie sich offiziell für Loui bewerben könnte
So würde eine „Expertin“ der Hundevermittlung entscheiden, ob sie Loui adoptieren könne oder nicht.
Surprise. Surprise. Sie war nicht begeistert und bat mich erneut vehement ihr Loui doch zu geben.
Ich bat sie um Geduld, da ich die Dame der Organisation um Rat bitten wolle, da ich die Entscheidung einfach nicht treffen konnte, da ich zu emotional involviert und auch langsam an meinem Energielimit angekommen war.
Ich konnte die Dame jedoch nicht erreichen.
TikTak. TikTak. TikTak.
Es wurde Zeit aufzubrechen, wenn wir die Pflegestelle noch vor 13 Uhr erreichen wollten.
Dann kontaktierte ich Susi, die Inhaberin von Ylvies Tierheim und schilderte ihr die Situation kurz und bat um ihren Rat. Der kam schnell und sehr klar zurück: Nein, sie würde der Interessentin Loui nicht übergeben. Einerseits wirkte sie zu sprunghaft, nicht verlässlich und andererseits war diese Hunderasse ihrer Meinung nichts für Vollzeit-Camper aufgrund seines starken Jagdinstinkts.
In der selben Sprachnachricht sagte sie auch folgende Sätze:
„Gestern kontaktierte mich eine Familie, der ich vor 2 Jahren einen Hund vermittelt habe. Sie wären nun bereit für einen Zweithund. Sie haben mich konkret nach einem Podenco gefragt. Wenn du mir versprichst, Dani, dass du Loui noch mindestens zwei Wochen bei dir behältst und dich um ihn kümmerst, dann kann ich die Vermittlung zu ihnen in de Wege leiten, wenn sie auch zustimmen.“
In dem Moment fügte sich alles.
Kurz danach rief mich auch die Dame der Podenco Rescue Association zurück und auch sie war der Meinung, dass ich richtig gehandelt habe in meiner Entscheidung Loui der Interessentin nicht zu übergeben. Sie war auch an einem Telefonat mit ihr nicht interessiert. Ich erzählte ihr von Susis Angebot und sie freute sich mit mir. Sie sicherte mir auch zu, dass ich Loui immer noch in die Pflegestelle bringen könne, wenn sich die Familie doch gegen ihn entscheiden sollte.
Da dies Louis Geschichte und nicht meine Geschichte ist, verkürze ich den folgenden Teil. Denn für Loui ging es steil bergauf und für mich kurzfristig steil bergab.
Tommy teilte mir einen Tag später mit, dass er sich doch nicht gemeinsam mit mir um ihn kümmern würde. Die Details erspare ich euch.
Für mich bedeutete das, dass ich nun für mindestens 2 Wochen alleine mit 3 Hunden war. 3 Hunde auf Spaziergängen. 3 Hunde alleine im Auto, wenn ich einkaufe ging. 3 Hunde, die noch kein eingespieltes Team waren. 2 davon Teenager. 1 Hund davon, den ich nicht durch Rückruf oder Kommandos kontrollieren könne. (Nicht, dass das mit meinen zwei immer gut klappen würde. 😉 )
Tina und Dennis waren nur noch wenige Tage in meiner Gegend, da sie schon eine Fähre auf die Kanaren gebucht hatten. In den Tagen, in denen sie noch da waren, waren sie mir eine große Stütze und das vor allem emotional. Sie begleiten mich zum ersten großen Einkauf, bei dem ich erstmal Halsband, Geschirr, Leine und Futter für Loui kaufte. Die Tage mit ihnen waren Balsam für meine Seele.
Und dann waren wir nur noch zu viert. Jeder Tag eine Herausforderung. Jeder Tag ein Auf&Ab. Ich sagte mir, dass ich besonders geduldig mit den Hunden und vor allem auch mit mir selbst sein müsse. Jeden Tag wuchsen die drei Hunde mehr zusammen. Ylvie und Loui tobten stundenlang und testeten auch ihre Grenzen aus. Loui wurde jeden Tag selbstbewusster und begann oft auch lautstark mit mir zu kommunizieren. So wie Teenager eben sind. 🙂
Jeden Tag wuchs mir der kleine Podenco noch mehr ans Herz. Ich fuhr mit ihm zum Tierarzt und er wurde auf die Ausreise vorbereitet. Er nahm alles wie ein Champ hin. Ich begann mit ihm zu trainieren. Ich pflegte seine Weh-Wehchen: Ohrenentzündung in beiden Ohren und verletzte Vorderpfoten.
So gingen die zwei Wochen rum und der Tag kam, den ich kaum abwarten konnte und zugleich nicht kommen sehen wollte: der Tag der Übergabe an seine neue Familie.
Ich traf seine neue Familie in der Nähe des Tierheims, um dort den Ersthund Quinto und Loui (der nun Dali heißt) auf neutralem Grund zusammenzuführen.
Ich spürte sofort, dass Loui ein wunderbares neues Zuhause gefunden hatte mit diesem Ehepaar. Sie hatten schon zwei Podencos und verstanden den Charakter dieser Hunderasse. Der Ersthund war auch ein sensibler Hund aus dem Tierschutz und das Kennenlernen verlief absolut problemlos. Nach dem Spaziergang saß ich noch 15 Minuten mit ihnen in ihrem Wohnmobil zusammen, so dass Loui sein neues Zuhause in Ruhe in meiner Anwesenheit erkunden konnte. Als ich merkte, dass er entspannt war, wusste ich, dass ich den Moment nicht mehr länger rausschieben konnte und verabschiedete mich von ihm und seiner Familie. In dem Moment brach mein Herz ein Stückchen. Doch Louis Glück war jeden Herzschmerz wert.
Wie es Loui bei seiner Für-Immer-Familie geht?
Ich lasse die Fotos sprechen, die ich als Updates von ihnen bekomme.